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Ich schenke euch ein Märchen!

Märchen sind wichtig!!! Sie zeigen uns eine tiefe Wahrheit und eine Sicht auf die Welt, die jenseits aller Schulweisheit notwendig ist um das Ganze zu verstehen.

Zum Beispiel geht es um Vielschichtigkeit. Menschen oder Gedanken sind fast nie nur schwarz oder Weiß und oftmals verändert der Blick auf jemanden sein Verhalten. Sind wir ihm gut gesonnen, wird es ihm meist schwer fallen uns etwas Böses anzutun. Nehmen wir Luzifer: Zunächst einmal war er der Lichtbringer, nicht, dass wir das nicht alle wüssten. Warum ist er gefallen? War er einfach nur ein kleiner Rebell, ein Zweifler an alten Normen? War er wirklich böse? Oder hat so ein Teufel nicht auch seine Schwächen? Wir wissen es nicht. Wir sind nur Menschen. Märchen los:                        

 

 

Der Teufel und die arme Seele

 

Neben ihr saß der Teufel: unendlich mächtig, grausam, reich – groß und einschüchternd von Gestalt.

Doch das sah sie nicht.

Sie sah nicht die Macht, nicht das Geld, nicht die Größe. Doch

eines müsst ihr wissen, liebe Kinder: »Es ist sehr wichtig, wie man jemanden sieht und nur wenigen ist diese Kunst gegeben. Denn ihre Augen ließen sich nicht beeindrucken und auch nicht ihr Herz!«

Da veränderte sich das Bild. Er aber lauerte und wollte sie holen. Er prahlte und protzte und log auch ein wenig. Denn sie war ein prächtiges Weib und ihre Seele glänzte und war wertvoll.

Der Teufel gäbe ihr einen Ehrenplatz in seiner Vitrine.

Sie aber war in Gefahr – in großer Gefahr, denn es fehlte nicht viel und er würde sie schnappen. Dazu jedoch musste er sie einmal erschrecken oder zumindest beeindrucken.

Unterdessen hatte sie begonnen hinter die Fassade zu sehen. Sie erkannte den Schmerz, die Schmach und seine Einsamkeit.

»Ich will ein Kind von dir!«, erklärte der Belzebub.

Sie schmiegte ihren Kopf an ihn: »Das geht nicht!«

Im Teufel wuchs die Wut und seine Augen wurden schwarz wie Kohlen. Im gleichen Augenblick erkannte er, dass er sie nicht würde haben können. Seine Macht war gebrochen.

»Bist du böse auf mich?«

Er saß nur da. Irgendwo in seinem Inneren verspürte er einen Stich und er murmelte etwas, was er noch nie geäußert hatte:

»Nein, es ist nicht deine Schuld!«

Sie schmiegte ihren Kopf an ihn: »Wir können doch Freunde sein!«

Er wusste es nicht, wusste gar nicht, ob ihm als Höllenfürst so etwas wie Freundschaft zustand. Herrschen und Quälerei, das war sein Metier. Dies hier brachte alles durcheinander. Sie lehnte sich an ihn und er kraulte ihre Haare mit seinen Klauen und machte sich erstmal Gedanken.